Autofahren in Bolivien – es braucht nicht viel um verrückt zu werden

Wir sind jetzt einen ganzen Monat kreuz und quer
durch den bolivianischen Altiplano gefahren,
haben dabei grosse Salzseen überquert,
sind über 5.000 m hoch hinauf gekommen,
mussten durch Flüsse fahren,
durch Steppen und über Wellblechpisten.

Alles kein Problem.

Wenn da nicht der Verkehr auf den Hauptstraßen
und in La Paz währe. Der bolivianische Autofahrer
ist latent suizid, größenwahnsinnig und auf einem
Auge blind.
Sein 50 PS Toyota
(mehr Leistung bleibt bei 4.000 m nicht übrig)
wird zu wilden Überholmanövern gezwungen.
Der Gegenverkehr wird schon ausweichen, anhalten
oder (falls notwendig) sich in Luft auflösen.
LKW’s überholen in Baustellen Busse, die
ebenfalls Taxis überholen.
Dabei ist nur eine Fahrspur vorhanden.
Wilde Ausweichmanöver enden oft im Kiesbett.

Als europäischer Fahrer kannst du dich eine Zeitlang
aus dem Spiel heraushalten, doch irgendwann
wirst du selbst zum Spielball. Da bleibt dir nichts anderes
übrig als mit zu machen. In der Innenstadt, dem Heimrevier
des Bolivianers, bleibst du einfach auf dem Gas.
Rote Ampel? – Nicht hinsehen!
Die Steigung hat gut und gerne 25 % und die Kupplung qualmt.
Spiegel an Spiegel zwängst du dich durch Busse und Taxis.
Rechts und links kannst du dabei Bananen und alles mögliche einkaufen, oder doch lieber schnell einen Ölwechsel?
Wildes hupen ignorierst du, und schaust mit unschuldiger Mine
aus dem Fenster.

Innenstadt La Paz

Innenstadt La Paz

Deinem Gegner direkt in’s Gesicht.
„Mein Turbodiesel ist stärker!“
Ja, das ist die Überlebensstrategie für Städte wie La Paz oder El Alto.
Nichts für schwache Nerven.
(oder ängstliche Beifahrer)
Die Schattenseite dieses Fahrstils?
Ich muss zu Hause erst mal ein paar Fahrstunden bei meinem
Schwager nehmen
– sozusagen als „Wiedereingliederungsmaßnahme“

 

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