Wir sind im zweiten Teil unserer Reise über die Insel Chiloe’ in der kleinen Stadt „Castro“ gelandet.
Castro ist, wie der Rest der Insel auch, berühmt für seine einzigartige Holzkirche.
Zugegeben, von aussen wirkt die „Kathedrale“ etwas kitschig, und die Fassade ist mit Blechtafeln verkleidet, aber sobald man durch einen der Eingänge in’s innere der Kirche tritt, das ist schon einzigartig.
Die Schritte quietschen auf dem frisch gewachsten Parkett und es riecht nach Holz und Räucherstäbchen. (kommt wahrscheinlich vom Weihrauch). Man hat den Eindruck als komme man als Erstklässler in die Schule (so hatte ich jedenfalls den Eindruck – meine alte Grundschule hatte auch noch richtige Holzbänke und frisch gebohnertes Parkett.)
Das Licht wird durch einfache Fenster mit bunten Scheiben wunderbar „weich“ gemacht. An den Wänden stehen kleine Abbildungen von Heiligen und in den Seitenschiffen befinden sich ein Marienaltar und eine Beichtecke.
Alles ist aus Holz – auch die Stützen und die Kuppelstreben.
Hier auf der Insel Chiloe’ gibt es noch eine ganze Anzahl von diesen Holzkirchen, doch die in Castro ist die grösste und schönste. Sie war eigentlich nach den Vorstellungen und der Pläne des Italienischen Architekten in Beton und Stahl gedacht – doch die Bewohner von Castro haben einfach das „billigere“ Baumaterial genommen das auf der Insel verfügbar war – wunderschönes Alerce Holz. Es gibt zwar jetzt kaum noch Alercebäume auf der Insel, dafür ist jedoch der tolle Eindruck in der Kirche erhalten geblieben. Währe die Kirche anstatt aus Holz in Beton gebaut worden – es gäbe genausowenig Alercebäume und keine so schöne Kirche.
Der zweite Grund für einen Besuch von Castro sind die alten „Stelzenhäuser“ am Strand. Es gibt einen ziemlichen Unterschied zwischen Ebbe und Flut, und so haben die Fischer ihre Häuser mit Stützen zum Strand hin gebaut.
Alle sind ebenfalls aus Holz gebaut und bunt gestrichen.
Fast so wie „daham“ – da gibt es auch kleine putzige Häuser direkt am Wasser. Wir hatten Glück und das Wetter hat früh bei Flut eine gute Laune bewiesen – eine halbe Stunde kam die Sonne durch die Wolken und hat die kleinen Häuschen richtig strahlen lassen.
Das Wetter war die letzten 3 Tage herrlich sonnig und mild – heute hat jedoch wieder der berühmte chilotische Regen zugeschlagen. So haben wir noch eine weitere Variante von „nasswerden“ mitbekommen – SEAD-Regen. SEAD-Regen? Ist ganz einfach – Sofort – Einhüllender – Alles – Durchnässender – Regen. Ein Spezialität Chiloe’s. Die Einwohner verzichten sogar auf Regenschirme, da diese nichts nützen – das Wasser wird durch den aufbrausenden Wind in Myriaden kleiner und kleinster Tröpfchen verwirbelt die von oben-unten-links und rechts gleichzeitig auf dich eindringen. Wiederstand? – Zwecklos! Einfach geduldig ertragen und hoffen das deine GoreTex Jacke auch wirklich dicht hält.
Nachdem wir so einen Sprühflaschen-Waschgang hinter uns gebracht haben mussten wir uns eine Belohnung gönnen.
Am Fischmarkt sind ein paar kleine Stände die frisches „Chevechi“ verkaufen.
Frischer Lachs (oder anderes Meeresgetier) mit Zitrone mariniert.
Eine Art chilenisches Sushi und ein MUSS für den geneigten Fischesser.
Ich habe mich also angestrengt und mit meinem „Frankospanisch“ dem „Jorge“ vom Fischverkauf erzählt das wir gerne „eins mit allem“ und „zwei ohne allem“ hätten.
Er hat uns auch wirklich 3 Schälchen verkauft
eins zum gleich essen und die anderen beiden für später – mit frischem Koriandergrün und Spaghetti. Einfach zum Umfallen lecker!
Wir sind später noch bis „Conchi“ gefahren, einem kleinem Dorf das auch für einen Westernfilm herhalten könnte.
Alles etwas morsch geworden mit der Zeit.
Da das Wetter richtig fies geworden ist,
(das erste Pazifik-Herbst-Tief ist angerauscht)
haben wir hier umgedreht und uns den Rest der Insel für „später“ aufgehoben.
Jetzt geht es erst mal wieder nach Norden, Richtung Puerto Varas – und zum Vulkan Osorno.
Die kleine Sirene „Pincoya“, eine von vielen aus der Mythologie der Insel, wird uns bestimmt wieder mit ihren Gesängen den richtigen Weg in den Süden weisen.