Ihr alle werdet mir zustimmen, die Frauen neigen eher zum sammeln und der Mann zum Jagen.Ich habe bei mir das mit dem Jagd-Gen schon ganz früh entdeckt, aber wir hatten daheim einen Haushalt, da gab es ausser Essbesteck keine Waffen. (obwohl meine beiden Großväter Schützenkönige waren!) Und mit einer Gabel bewaffnet wollte ich nicht in den Wald ziehen und Wildschweine erstechen, also habe ich mich für’s Fischen entschieden. Die ersten Versuche machte ich mit einer umgebogenen Büroklammer und einem Haselnußstecken. Der Erfolg blieb aus. Also musste ich das Problem an der Wurzel packen und machte mit 12 Jahren meine Fischerprüfung. So konnte ich endlich mit einer richtigen Angel und einem Erlaubnisschein losziehen und richtige Fische fangen. Ich musste jedoch feststellen, das der Erlaubnisschein die Fische nicht im geringsten beeindruckte freiwillig bei mir an den Haken zu gehen. Ich habe dann an den richtigen Ködern gearbeitet um diesen den Fischen schmackhaft zu machen. Von selbstgekneteten Teigbatzen bis hin zur Gelbwurst habe ich fast alles ausprobiert was man am Haken befestigen kann. Meine Mutter habe ich zu Tode erschrocken, als ich Nachts mit einer Taschenlampe bewaffnet durch den Garten gekrochen bin und Würmer (igittigittt) einsammelte. Da der frühe Wurm den ersten Fisch fängt bin ich Nachts um 3 Uhr aufgestanden, habe meine Angelausrüstung an meinem blauen 5-Gang „Garelli“ Rennrad befestigt und bin zum Baggersee gestrampelt. Beute war mir nicht oft beschert, ausser mal ein paar Fischchen die man prima zur Suppe verarbeiten konnte. Der Input passte irgendwie noch nicht zum Output. Bis ich auf’s Forellenfischen kam. Die Gattung der Salmoniden ist in der Wahl des Köders nicht so sehr wählerisch wie andere Fische, Hauptsache es bewegt sich was. Und da zwei gute Freunde meines Vaters schöne Forellengewässer zum Angeln hatten, war ab da das mit der Beute auch in Ordnung. Nicht das das Jagdfieber mit mir durchgegangen wäre, denn ich musste die Fische ja auch – na ja – totmachen und zum Essen fertigmachen. Das beschränkt automatisch das Beutemaß auf das wirklich notwendige. Irgendwie ist mir im Laufe der Jahre das aber dann nicht mehr so wichtig geblieben. Ich fand heraus das man schmackhaften Fisch durchaus im Laden kaufen kann. Die Vorteile liegen auf der Hand – die Pfanne bleibt nicht leer wenn der Angler am Abend nach Hause kommt. Jedenfalls habe ich meine Ausrüstung über die ganzen Jahre aufgehoben, meinen schönen blauen Angelkasten und meine kleine Forellenangel. Als ich dann die Reiseführer über Patagonien gelesen habe bin ich natürlich auch über die Fischreichen Gewässer gestolpert. Aha – das wäre doch eine gute Gelegenheit die alte Angel mal wieder einzupacken. Und wie es der Zufall will, gab es bei LIDL auch noch ein schönes Set mit allem was man so an Kleinteilen braucht. Beim Fachgeschäft meines Vertrauens habe ich mich dann noch mit einer neuen Rolle und reichlich Schnur eingedeckt.
Die Frau Hack hat das dann irgendwie spitzgekriegt und sich auf selbstgefangene Fische gefreut. (Ja – ICH hätte diese natürlich auch zubereiten müssen!)
Und so bin ich in Patagonien wieder unter die Jäger gegangen. Und – was soll ich sagen – zum Glück handelt es sich hier um Salmoniden – also Lachsähnliche Fische – ok – Forellen. Aber Forellen ticken anscheinend überall auf der Welt gleich. Kaum wirfst du die Angel aus zappeln sie schon am Haken. (und wenn keine zappelt ist auch definitiv keine im Wasser!).
So kann ich ab und zu unseren Speiseplan mit selbstgefangenen, frischen Fischen aufwerten.
Schmeckt super und ist auch noch gesund!
Und irgendwie erinnert mich das an meine Kindheit – Angel einpacken und losziehen.
(Fast wie Cowboy und Indianer)