Von El Chalten auf der Ruta 40 nach Chile

Nach einer wunderschönen Woche ist es an der Zeit weiter zu fahren.
Unserer Reise führt nun über die legendäre Ruta 40 (auf der wir uns schon einige Zeit bewegen) Richtung Norden. Die Gegend hier ist geprägt von – na ja – nichts – es gibt hier eigentlich nichts ausser Landschaft und einigen Estancias die wegen der kargen Graslandschaft riesig groß sind um die paar Schafe durchzufüttern. Die Ruta 40 ist noch bis Tres Lagos asphaltiert und danach beginnt das grosse SCHÜTTELN.

Ruta 40

Ruta 40

Schotterpistenkilometer reiht sich an Schotterpistenkilometer – nichts als eintönige gelbbraune, pastellfarbene Landschaft. Niedriges Buschwerk und der allseits gegenwärtige Wind. Der treibt in gewaltigen Böen den Staub über die Straße als wolle er dich samt deinem Auto gleich mit von der Piste blasen. Es gibt hier genau zwei Ortschaften – und in jeder sollte man Tanken und Wasser auffüllen. Dazwischen liegen sagenhafte 450 Kilometer – NICHTS!

Seitenwind und Staub Staub Staub

Seitenwind und Staub Staub Staub

Aber gerade deswegen strahlt diese Landschaft einen spröden Charme aus dem man als Reisender erliegt. Das Auge peilt am endlosen Horizont einen Punkt an, und je weiter sich man diesem imaginären Punkt nähert, der eine Felsformation, ein sanfter Grashügel oder sonst irgendetwas sein kann, desto endloser dehnt sich die Straße in die schiere Unendlichkeit.

so viel Kies und Schotter

so viel Kies und Schotter

Wir schaffen gerade mal 180 Kilometer an diesem Tag – dann machen wir ein Camp am Ufer des Lago Cardiel auf. Fast schon kitschig geht die Sonne mit einem prächtigen Farbenspiel unter.

Camp am Lago Gardiel

Camp am Lago Gardiel

Am kommenden Tag geht es genauso weiter – eigentlich wollten wir in den Nationalpark „Perito Moreno“, aber nach 5 Kilometern auf einer grausamen Schotterpiste kehren wir um und machen Station in „Bajo Caracoles“. Wir ändern unseren Plan und fahren über den „Passo Rodolfo Roballos“ Richtung Chile. 90 Kilometer Schotter bis zur Grenze und nochmals 90 Kilometer bis zur Pan Americana Richtung „Cochrane“.
Ich bin wieder froh das wir gute Reifen und ein gutes Fahrwerk eingebaut haben. Trotzdem lauscht man mit einem Ohr immer nach den Geräuschen die aus dem Fahrwerk und natürlich von hinten aus der Wohnkabine kommen. Da ist seit einiger Zeit ein neues „Schnattern“ – und nach einem Stop stellen wir fest, das die Solarzellen im Alurahmen „trockenlaufen“. In den Schubladen wurde mittlerweile die Kampagne „Antiklappern“ ausgerufen. Alles wird in Geschirrtücher eingewickelt und verstaut. Töpfe und unsere Allzweckwaffe: „Wokpfanne“ von Jamie Oliver bekommen Schutzhüllen verpasst. Trotzdem braucht man nach 3 Tagen Schotterpiste einen Tag Pause.

Ps. Rodolfo Roballos - Grenzübergang nach Chile

Ps. Rodolfo Roballos – Grenzübergang nach Chile

Den gönnen wir uns im neuen Nationalpark von Herrn Thompkins – dieser hat nachdem 1991 der Vulkan hier in der Gegend ausgebrochen ist und die Schafzucht unrentabel gemacht hat, eine riesige Estancia in Chile am Rio Chacabuco aufgekauft und wandelt das Land gerade in einen Park um. Da gibt es einen schönen Stellplatz am Fluß, eine Wanderung in’s Tal der Kondore und alles was man so braucht.

Kondor

Kondor

Die wunderschöne Landschaft zieht sich den Rio Chacabuco herunter bis zum Zusammenfluss mit dem Rio Baker. Tief eingeschnitten zwischen Felsen rauscht der Fluß durchs Tal – unvorstellbar das hier ein Staudamm entstehen sollte!

Rio Baker

Rio Baker

Wir sind jetzt auf der Carretera Austral – der Pan Americana.

Um in das Tal des Rio Baker zu gelangen müssen wir mit einer Strömungsfähre übersetzen. Die Fähre hängt mit 3 Ketten an Laufkatzen. Ein Stahlseil überspannt den Fluß und je nach Stellung der Fähre mit ihren 3 Schwimmrümpfen zieht sie sich selber und OHNE Motor über den Fluß.

Strömungsfähre über den Rio Baker

Strömungsfähre über den Rio Baker

Technik – einfach und funktionell! Und es funktioniert prima. Das WOMO passt genau auf den Schwimmkörper und der Fluß rauscht unter dem Bretterboden durch. Nach 5 Minuten legt die Fähre durch den Selbstzug drüben am Ufer sanft an. – Und das Beste: wir müssen den selben Weg wieder zurück!

Strömungsfähre über den Rio Baker

Strömungsfähre über den Rio Baker

Wir fahren nach „Cochrane“ noch ein paar Kilometer nach Süden und campen am „Lago Esmeralda“, einem kristallklaren See. Hier ist unser südlichster Punkt in diesem Teil von Chile erreicht. Nach Villa O’Higgins sind es noch 180 Kilometer übler Steinpiste – und dort ist dann eh’ Schluß mit der Straße. Weiter kann man mit dem Auto hier nicht fahren.

Monte San Valentin 4085 m

Monte San Valentin 4085 m

Unser Weg führt ab jetzt erst mal wieder nach Norden. Wir werden noch ein paar Wochen auf dieser Seite bleiben. Später müssen wir dann wieder zurück nach Argentinien weil es in diesem Teil Chiles, wie im Süden, keine durchgehende Straßenverbindung gibt.

 

Von El Calafate nach El Chalten – Fitz Roy und Cerro Torre

Nachdem wir den Campingplatz Marke SUPERLUXUS am Lago Roca ausgiebig genossen haben, sind wir in den nächsten Nationalpark auf unserer Route weitergezogen. Die Fahrt ging auf der Ruta 40 weiter von El Calafate Richtung Norden nach El Chalten
Hier stehen die berühmten Namen, die das Herz eines Alpinisten höher schlagen lassen:
Cerro Torre und Fitz Roy!
Als wir den Lago Viedma am späten Sonntag Nachmittag entlangfahren sehen wir ausser Regenwolken – NICHTS!

keine schöne Aussicht

keine schöne Aussicht

Alle Gipfel verstecken sich hinter dichten Wolken und es gießt aus Eimern.
Na Klasse! Denke ich mir. Da fährst du über 6.000 km in der Gegend herum, hast (fast) immer Sonnenschein und jetzt – gerade jetzt macht das Wetter schlapp.
An der Info am Ortsrand von El Chalten legen wir eine kurz Rast ein und schauen uns das Museum an. (Museum ist die letzte Notlösung für Bergsteiger nachdem man versucht hat in einschlägigen Outdoorläden sich das Wetter schönzukaufen!) Aber selbst Outdoorläden gibt es in El Chalten nicht an jeder Ecke. Na dann bleibt uns nichts anderes übrig als auf meinen alten Wahlspruch: „Es reisst sicher bald auf!“ zu hoffen und schlafen zu gehen.

Panorama El Chalten

Panorama El Chalten

magische Schatten

magische Schatten

….UND ES REISSST AUUUUUFFFFFF

Am nächsten Tag sieht das mit dem Wetter schon besser aus – aber es gibt noch Potential nach oben. Wir starten zu einigen kleineren Wanderungen um sich die Berge mal näher anzusehen.
Morgen steht definitiv Trekking auf dem Programm.

Cerro Torre

Cerro Torre

Und RICHTIG – es hat perfektes Wetter – wir starten erst mal zum Cerro Torre. Und der belohnt uns mit einer fabelhaften Eismütze und einer schönen Windprinzessin.

Cerro Torre II

Cerro Torre II

Wir verbringen den ganzen Tag mit dieser Tour und ich bin total zufrieden. In El Chalten stöbere ich dann in einem Buchladen den Band „Patagonia Vertical“ hervor und studiere die Routen.
Na ja – dafür ist es definitiv zu spät – aber man darf doch noch ein wenig träumen – oder?

Camp am Fitz Roy

Camp am Fitz Roy

Am kommenden Tag machen wir einen „Ausflug“ zum Fitz Roy – der dauert gerade mal 8 Stunden und geht über knapp 25 Kilometer. Das Wetter ist perfekt – keine Wolke am Himmel und die Granitgiganten präsentieren sich in ihrer ganzen Pracht.

 

Fitz Roy und Glacier Piedra Blancas

Fitz Roy und Glacier Piedra Blancas

Na ja – da gibt es sicher noch eine Steigerung – ich werde mal WoMo – PowWow halten und mein Vorhaben prüfen.
Vollmondübernachtung am Fuße vom Fitz Roy an der Laguna De Los Tres.
Nachmittags um zwei Uhr steige ich nochmals hoch – bin um halb sieben pünktlich zum Sundowner an der Laguna und mache es mir zwischen den Granitbrocken gemütlich. Das beste Panini gibts zum Abendbrot und dann komme ich aus dem Staunen nicht mehr heraus. Die gesamte Gipfelkette erscheint im Scherenschnitt und danach taucht der Mond alles in helles Licht.
In der Nacht sehe ich die Stirnlampen der verschiedenen Seilschaften wie Glühwürmchen in den Wänden aufblinken. Kurz nach Mitternacht steht eine Seilschaft direkt am Gipfel und der Mond geht dahinter langsam unter.

Fitz Roy mit Sonne

Fitz Roy mit Sonne

Berauscht von diesen Eindrücken merke ich gar nicht das es empfindlich kalt geworden ist und krieche bibbernd in meinen Schlafsack. Zum Glück hält sich der Wind in Grenzen und man kann sich auch warme Gedanken machen – bei dem Ausblick aus dem Schlafsack.

Fitz Roy im Sonnenaufgang

Fitz Roy im Sonnenaufgang

Ich biwakiere die gesamte Nacht draussen, immer den Fitz Roy und alle anderen im Blick. Am Morgen bekomme ich dann noch einen wunderschönen Sonnenaufgang und gegen 11 Uhr bin ich wieder bei unserem WOMO, wo mich frischer Kaffee und selbstgebackene Brötchen erwarten.

Fitz Roy im Vollmondlicht

Fitz Roy im Vollmondlicht

Das war ein Highlight auf dieser Reise von dem ich noch lange zehren werde!

Fitz Roy mit Vollmond

Fitz Roy mit Vollmond

(ich meine natürlich die BRÖTCHEN!)

….wieder mal ein Lebenszeichen!

Hallo

wir geben mal ein kleines Lebenszeichen von uns. Die letzten Tage seit unserem Aufenhalt am Lago Roca haben wir mit viel Abenteur verbracht. Erst waren wir in El Chalten am Cerro Torre und am Fitz Roy und haben tolle Trekkingtouren unternommen. Fitz Roy im Vollmond und bei Sonnenaufgang – ihr dürft auf tolle Bilder hoffen! Danach haben wir auf der Ruta 40 die Einsamkeit der patagonischen Steppe gespürt. Stundenlang nur Schotterpisten und kein einziges Auto. Wir sind über einen winzigen Grenzübergang nach Chile gekommen und waren nun in Cochrane. Wir sind auf der Carretera Austral – der Pan Americana in Chile. Wieder nur stundenlanges Schotter Gekurve. Deshalb war die WIFI Welt in den letzten Tagen sehr ruhig, aber wir haben etwas vorbereitet!

jetzt sind wir in Lago Guadal