Die Insel Chiloe’ ist von Puerto Montt auf einer gut ausgebauten Autobahn in ca. 1 1/2 Stunden Fahrt zu erreichen. Über die Meerenge zwischen dem Festland und der Insel wird (wie in Chile üblich) mit einer offenen Fähre übergesetzt. Die Fahrtzeit beträgt etwa eine halbe Stunde und kostet für unser WOMO mit zwei Personen 13.000.- CLP. Das sind umgerechnet ungefähr 16 Euro. Die Fähren transportieren im Ro – Ro System – vorne rauffahren – Überfahrt – hinten runterfahren. Meistens bleibt man im Auto sitzen, da die nette Dame zum Kassieren ans Auto kommt. Diesmal waren wir von LKW’s umzingelt – vor uns ein Laster mit Holz – links neben uns ein Kühltransporter – rechts einer mit allem was der Landwirt so an Maschinen braucht und hinter uns einer mit – keine Ahnung – ich konnte eh’ nicht mehr aussteigen um nachzusehen. Wenn die Kasse geklingelt hat sollte man sofort die „Ohren“ anlegen – sprich Spiegel anklappen und Fenster schnell zumachen. Die Türen kann man nämlich nicht mehr öffnen, so eng stehen die Fahrzeuge zusammen. Von der Überfahrt sieht man also nichts ausser Wolken und Himmel wenn man sich nach vorne beugt und durch die Windschutzscheibe späht. Mittlerweile haben wir schon Routine mit dem Fährefahren. 20 Minuten reichen um schnell eine Snack hinten in der Kombüse (wir sind ja auf dem Wasser!) zuzubereiten um dann gestärkt weiterzufahren.
Chiloe’s Landschaft ist ein Mix aus Bretagne und Irland gewürzt mit etwas Korsika.
Wir sind vom Anleger in die nächste Stadt – Ancud gefahren und von dort weiter Richtung Pazifik. Hier gibt es einige schöne lange Sandstrände. Gleich hinter den Dünen haben wir einen schönen Stellplatz zum Campen gefunden und ich bin gleich vor zum Strand. Laut tosend kamen wunderschöne Wellen herein und sind auf dem flachen Strand langsam abgelaufen. Alles voll mit Muscheln und das Licht am Abend war getrübt vom Wasserstaub der brechenden Wellen. Wie es sich für den Pazifik gehört gab es auch einen klasse Sundowner.
Am nächsten Tag sind wir dann weiter in den Süden, auf der „Küstenstraße“, gefahren. Na ja – ehrlich gesagt war es eher eine Etappe der Rallye Korsika. Die Straße war eine Schotterpiste wie eine Achterbahn. Rauf und runter in heftigen Steigungen, gelegentlich mit Felsstufen und tiefem lockeren Kies. Aber eine offizielle Straße, die viele Bauernhöfe miteinander verbindet.
Die Straße führt von Pumillahue (sehr schöner Strand mit Felsen und spektakulärer Aussicht)
nach Chepu. Das an gleichnamigen Fluß liegt. Der „Ort“ ist eine Ansammlung von einigen Häusern und Bauernhöfen. Es gibt einen Kiosk und eine Kirche. Das Tal wurde einmal von einem Tsunami komplett überschwemmt, und so hat sich dort ein einzigartiges Mikroklima mit Sümpfen und Sandbänken gebildet. Wir sind dann die Straße weitergefahren und haben einen Übernachtungsplatz gesucht. Die Straße wurde immer enger und enger und ist von einer Schotterpiste zu einer Lehmpiste mit Felsstufen mutiert. Die Piste wurde immer steiler und mehr unkontrolliert rutschend als kontrolliert fahrend sind wir schließlich am Strand gestanden. Die Blicke von 4 ungläubig staunenden Chilenen auf uns gerichtet – „wie wollen die denn DA wieder hochkommen, mit ihrem europäischen Wohnmobil?“ (Ich war schon stolz, das ich überhaupt runtergekommen bin!). Jedenfalls sind wir ausgestiegen, als ob wir das jeden Tag mehrmal machen, sind zum Strand gegangen und haben ein paar Fotos gemacht. Die 4 Chilenen haben extra lange gebraucht um ihr Angelzeug fertig zu machen. Und wir sind locker in’s WOMO gestiegen und haben uns an den Aufstieg gemacht. Ich hatte schon etwas feuchte Hände – aber unser WOMO steckt auch was weg – und so sind wir die Piste wieder hochgeröhrt – schön gleichmäßig im ersten Gang, haben die Felsstufen schön schräg angefahren und alles richtig gemacht. Als wir oben waren habe im im Rückspiegel die 4 Chilenen unten stehen sehen – die haben die Welt nicht mehr verstanden. Ihre Pickup’s mit Monsterreifen und Portalachsen. Längs- und Quersperre, Differentialsperre, Untersetzung, Monroe – Federbeinen und allem was man(n) offroad so braucht. Und dann kommt da ein deutsches WOMO mit 4-Motion und Teerschneidern.
Wir sind dann vernünftigerweise auf einen kleinen Campingplatz gegangen und haben dort übernachtet.
Der nächste Tag hat uns dann nach „Dalcahue“ gebracht. Wir sind wieder auf die (befestigte) Inselhauptstraße zurückgekehrt und alle 10 Kilometer hat uns ein Schild am Straßenrand dezent darauf hingewiesen, das es man „Dalcahue“ dringend besuchen sollte.
Haben wir auch brav gemacht – es ist ein kleiner Ort am Ende eines Fjordes auf der Ostseite der Insel. Hübsch mit alten Holzhäusern
und einem überdachten Markt mit vielen handwerklich hergestellten Sachen.
Na ja – hauptsächlich Strickwaren. Pullover und Ponchos in allen erdenklichen Farben und Formen. Handschuhe und – Mützen. Ja – richtigen Strickmützen! Ich habe nur etwas herumgeknipst und aus den Augenwinkeln den Korb mit den „Bommelmützen“ gesehen. Nun muss man wissen, das wir Trübi’s ein besonderes Verhältnis zu Zipfel- oder Bommelmützen haben. Ich kann mich eigentlich nicht daran erinnern, das mein Vater früher etwas anderes getragen hätte als seine klassische, schwarze Zipfelmütze und meine Mutter bunte Bommelmützen – je größer der Bommel desto besser. Da bleibt genetisch schon was hängen. Ich habe also in meinen neuen Kopfschmuck investiert. (Obwohl ich schon von der Natur recht gut mit Wolle auf dem Kopf ausgestattet wurde) Diese Wolle ist super flauschig und hält den Kopf schön warm ohne zu kratzen. Ein Kumpel von meinem Vater ist in die Rocky Mountains ausgewandert, der hat mir mal erklärt das man 50 % der Körperwärme über den Kopf verliert wenn man keine Mütze aufhat. Ich jetzt nicht mehr!