Als Angehöriger des Schengener Abkommens ist einem
der Umgang bei der Grenzabfertigung etwas abhanden
gekommen. So haben wir uns bei der Überquerung der Grenze
von Chile nach Argentinien am „Paso Cristo Redentor“ von
einen netten Herrn erst mal an der falschen Zollstelle anstellen
lassen. Die Dame am Zoll hat fleißig alle Papiere abgestempelt,
bis sie gemerkt hat das wir ja gar nicht nach Chile einreisen sondern
ausreisen wollen. Nein, bei ihr geht das nicht – das wird alles auf der
argentinischen Seite erledigt.
Na gut – steigen wir wieder ein und fahren bis auf 3.200 m hoch,
durch den stockdunklen Tunnel und stehen vor einem Gendarm
der Polizei. Der wollte irgendein Dokument von uns haben,
das uns ein chilenischer Beamte hätte geben sollen.
Stimmt, ich erinnere mich, da war ein kleines Häuschen, grün gestrichen darin saß ein Mann und hat Fern gesehen.
Da war auch eine Schranke, die war allerdings offen und der Mann hat uns aus seinem Häuschen zugewunken.
Geht schon in Ordnung, allerdings hätte genau DER uns
einen Zettel mit unserer Autonummer und der Uhrzeit geben sollen.
Ich habe den argentinischen Gendarm milde angelächelt und ihm
die Tragweite dieses Zettelchens erklärt.
Es bewirkt: Genau – gar nichts!
Mürrisch hat er uns SEIN Zettelchen ausgestellt, auch mit Autonummer und Uhrzeit.
(Wahrscheinlich spielen die beiden mit den Zettelchen so
was ähnliches wie „Stille Post“ oder so.
Na ja, wir durften auf alle Fälle weiterfahren.
Dann kam lange gar nichts.
Ich denke mir, komisch, die sind doch sonst ganz versessen auf’s
kontrollieren – und nun?
Doch dann kam ein großes Gebäude, auf dem Schild stand, das hier
Busse abgefertigt werden. Das auch Autos abgefertigt werden konnten wir leider nicht mehr erkennen, da ein wilder LKW Fahrer uns entgegenkam.
Auf seiner Seite war Glatteis – auf unserer nur 200 Meter Abgrund.
So sind wir dann nach 5 Kilometer wieder umgekehrt und haben uns bei den Reisebussen angestellt.
Ich auf 180!
Annette hat das mit den Pässen erledigt, während mir der Mann vom Zoll (auf ihn werden wir später noch zurückkommen!)
das Ohr abgequatscht hat und sich für alles am und im WOMO interessiert hat.
Auf die Frage von ihm ob wir Lebensmittel dabei hätten, habe ich keck NEIN gesagt – vor seiner Nase baumelte nämlich die leckere Salami aus Osorno.
Er hat es wirklich nicht geschnallt!
Allerdings war er vom WOMO so begeistert, das er das Zolldokument, das der chilenische Zöllner von Annette nicht behalten hat als sein eigenes betrachtet hat.
(Das tolle WOMO war ja VIEL interessanter!)
So sind wir abgezockelt und nach 15 Km vom nächsten Gendarm angehalten worden.
Wieder so ein Zettelsammler!
Der hat natürlich dumm geschaut als er das chilenische Zolldokument für das Auto gesehen hat.
Ne, Ne – so geht das nicht!
Zurück zum Zoll und das ganze nochmal!
Ich auf 360!
Annette hat eine nette Frau Zöllnerin aufgetrieben, die das WOMO auch noch mal genau angeschaut hat
– der war aber unser Bad zu klein –
und der Herr von vorhin – ja genau DER! hat nun sein richtiges Zolldokument ausgestellt. Das argentinische – das was wir halt in Argentinien brauchen.
Mittlerweile war es dunkel und wir haben beschlossen, bei dem netten Gendarmen der uns zurückgeschickt hat zu übernachten. Der hat uns auch noch persönlich besucht und uns erklärt:
„No Problem“.
Hat aber unser kleines Zettelchen eingesackt!
War ja auch schon Feierabend – ich bin noch zum Polizeiauto gegangen und habe ihn gefragt ob es morgen OHNE Zettelchen (denn da stehen nun wirklich Geheimbotschaften, drauf
– da bin ich sicher) wirklich in Ordnung geht.
Na ja, und wie ihr euch denken könnt, am nächsten Morgen, keine 50 Meter von den Zettelsammlern entfernt, hat der junge Gendarm es nicht gerafft, das heute schon der 2.Juni ist, obwohl der Stempel vom 1.Juni war.
Stimmt, war ja auch eine Nacht dazwischen du Schlaumeier!
(hab ich ihm auf deutsch gesagt! – worauf mich Frau H. dezent darauf hingewiesen hat, das meine Unmutsäusserungen auch international zu verstehen sind und ich in Zukunft das lieber lassen sollte)
Er hat mich mit auf die Wache geschleppt wo ihm dann sein Chef höchstpersönlich erklärt hat, das die Stempel in unseren Pässen ok sind. Er hat uns am Parkplatz in der Frühe stehen sehen.
Der junge Gendarm konnte es nicht fassen, da soll er
einen vorbeilassen, der sein Zettelchen schon gestern Abend dem Kollegen gegeben hat und auch noch das Datum von gestern im Pass ist. Die Welt ist für ihn zusammengebrochen!
Das Zolldokument für das Auto hat ihn dann nicht mehr interessiert.
Wer das bis hier ungefähr verstanden hat wie das alles abgelaufen ist, der kann sich ungefähr vorstellen was früher die österreichischen Zöllner durchgemacht haben müssen.
Die tun mir jetzt noch leid.
Ach ja, ganz vergessen – die Landschaft um den Aconcagua mit seinen 6.968 m (der höchste in Amerika) ist wie aus dem Film
Mad Max – Jenseits der Donnerkuppel
einfach gigantisch… (Bilder im nächsten Blog!)